Hyperions Schicksalslied (Friedrich Hölderlin)

Ihr wandelt droben im Licht 
Auf weichem Boden, selige Genien! 
Glänzende Götterlüfte 
Rühren euch leicht, 
Wie die Finger der Künstlerin 
Heilige Saiten. 

Schicksallos, wie der schlafende 
Säugling, atmen die Himmlischen; 
Keusch bewahrt 
In bescheidener Knospe, 
Blühet ewig 
Ihnen der Geist, 
Und die seligen Augen 
Blicken in stiller 
Ewiger Klarheit. 

Doch uns ist gegeben, 
Auf keiner Stätte zu ruhn, 
Es schwinden, es fallen 
Die leidenden Menschen 
Blindlings von einer 
Stunde zur andern, 
Wie Wasser von Klippe 
Zu Klippe geworfen, 
Jahr lang ins Ungewisse hinab.

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(C) Mayer, 2007-2014